Weil sie hochschwanger ist und ihr Mann sich aus dem Staub gemacht hat, verfrachtet eine Mutter ihren Sohn Willard über die Sommerferien zu ihrer alten Freundin Lily in ein Provinznest geschickt, damit sie in Ruhe ihr Baby zur Welt bringen kann.
In dem drögen Küstenort mit dem Namen Paradise sind die Menschen alle etwas seltsam. Der 10jährige wird mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Lily und ihr Mann Ben empfangen Willard ziemlich unterkühlt, denn die beiden leiden unter einer handfesten Ehekrise. Der kleine Gast steht unfreiwillig plötzlich zwischen drin. Lily ist zurückgezogen und verschlossen, Ben treibt sich nur noch herum und ist mies gelaunt. Von dem Besuch ist er gar nicht begeistert. Doch langsam erwachen in ihm väterliche Gefühle, und er unternimmt allerlei mit dem Jungen. Für Zeitvertreib sorgt auch das aufgeweckte Nachbarsmädchen Billy. Sie nimmt den schüchternen Willard ins Schlepptau und wird rasch seine Ferienfreundin.
Erst als Willard Lily bei einem Besuch auf dem Friedhof beobachtet, kommt er hinter das Geheimnis, das sich hinter der zerstrittenen Ehe verbirgt: Sie haben ihren kleinen Sohn durch einen Unfall verloren. Der sensible Junge spürt, dass es seine Anwesenheit ist, die die beiden unglücklichen Eheleute emotional so aufwühlt. Ihm wird klar, dass nur er der Schlüssel dafür sein kann, dass die beiden ihren Kummer überwinden und wieder zusammenfinden können. Doch unversehens überholt ihn sein eigenes Schicksal. Als Billy nach ihrem Vater sucht, der schon vor Jahren abgehauen ist, quält auch Willard plötzlich die Ungewißheit über den wahren Grund für die lange Abwesenheit seines Vaters, und das treibt ihn zu einer waghalsigen Reaktion...
Die amerikanische TV-Produktion ist ein Remake der französischen Literaturverfilmung "Le Grand Chemin" von 1987, die in der Bretagne spielt. Im Vergleich zu dem französischen Originalfilm, der in Bild und Ton sehr viel rustikaler und bodenständiger, witziger und bisweilen auch herrlich vulgär ist, wirkt diese amerikanische Variante wieder mal so typisch clean und saubergeleckt.
Wie erstaunte Kinderaugen die seltsame Welt der Erwachsenen sehen. Warum Liebe und Sex so komplizierte Sachen sind, warum Ehen so oft zerbrechen. "Mir gefällt es gar nicht, dass ich einmal eine Frau werde", klagt die 9jährige Billy. Kann man gut verstehen. (Gino Sandberg)
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